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/Schriftenreihe »Galerie«
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Ausstellungskataloge oder Galerie-Hefte schriftlich oder telefonisch
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Künstlersonderbundes angefordert werden, u. g. Preise bei
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Blick ins Buch – ausgewählte
Kataloge von Ausstellungen in der RealismusGalerie:
Blick ins Buch – sonstige Publikationen:
neu: Künstlersonderbund
YouTube-Kanal mit aktuellen Videos zu Ausstellungen und
Aktivitäten
Publikationen, kurz vorgestellt:
Printkatalog, Cover |
Katalog zur
Ausstellung »2020«
176 Innenseiten (4/4-farbig) mit 104 Abbildungen
21 x 21cm, Hardcover, Fadenheftung, 4/0-farbig
Preis incl. Versand: 21€
Lieferung gegen Vorkasse:
Information per E-Mail an
info@kuenstlersonderbund.de
Blick
ins Buch (Auszug)
© Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus der Gegenwart
e. V.,
Berlin 2020 |
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Katalog zur
Ausstellung
fremd – vertraut
Malerei, Zeichnung und Skulptur
Katalog der Ausstellung des Künstlersonderbundes im
KUNSTBEZIRK, Galerie im Gustav-Siegle-Haus in Stuttgart
vom 2. November bis 5. Januar 2020
Mit Kurzbiografien der Künstler und Textbeiträgen von Kunibert
Bering, Gundi Ehlers und Tobias Gall
Hochformat 23 x 17 cm, 160 Seiten, fester Einband, Fadenheftung, 124
Werkabbildungen 4-farbig, 61 Künstlerportraits in schwarz-weiß
Preis 10 €
© Künstlersonderbund in Deutschland 1990 e. V. Realismus der
Gegenwart,
Berlin 2019, Gestaltung: Ubbo Enninga / Covermotiv: Ubbo Enninga -
Meine Afrikanische Seele I, 2000, Terrakotta (Ausschnitt) |
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Katalog zur
Ausstellung
WASSER
16. Juli – 28. August 2016
128 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen ausgestellter Werke,
Vorwort von Tobias Gall, Kurztexten und
Kurzbiografien
der ausstellenden Künstler
Preis 15 €
© Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus der Gegenwart
e. V.,
Berlin 2016, Gestaltung: Michael de Maizière / Covermotiv: Axel
Gundrum, Flamingos, 1997 (Ausschnitt) |
Vorwort von Tobias Gall,
Vorsitzender des KSB
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Vorwort
Ein breiter Blick
Ein anspruchsvoller Ansatz, den man auch als anmaßend empfinden
könnte, war dem künstlerischen Realismus, wie vielleicht jedem
kunsttheoretischem Zugang zur Ästhetik, wohl immer zu eigen. Schon
der Ausgangspunkt der Geschichte des Begriffs ‚Realismus’ im
Universalienstreit der Scholastik („Universalia sunt realia –
Universalia sunt in rebus“) fordert dies ja auch, worauf das Motto
des Künstlersonderbundes etwas maßvoller Bezug nimmt („Est modus in
rebus“). So kann man ihm vielleicht nachsehen, zum Thema der
Ausstellung einen derart grundsätzlichen, weitläufigen,
ganzheitlichen und unendlich tiefsinnigen Gegenstand gewählt zu
haben.
Wasser ist ebenso Ursprung allen denkbaren Lebens, wie Grundlage und
Basis des Lebens in der schlicht endlosen Breite seiner
Ausformungen. Als solches hat es immer auf das menschliche Empfinden
eine bedeutsame Wirkung gehabt, die von der Bedeutung als wohl
wirkmächtigste Naturgewalt für alles Leben und Sein natürlich noch
bei weitem übertroffen wird. Obwohl die Gegenwart wohl im
historischen Vergleich am wenigsten von Naturgewalten determiniert
ist, sind fast alle aktuellen (und überdies zusammenhängenden)
Menschheitsthemen wie Klima, Ernährung oder Migration wesentlich mit
Wasser konnotiert.
Ein solch grundsätzliches Querschnittsthema ist aber vielleicht
gerade dem künstlerischen Realismus auch der Gegenwart nah oder
angemessen. Im Gegensatz zum Naturalismus, der begrifflich eher als
kritische Bewertung nachhaltig wurde, ist der Realismus durchgängig
kunsttheoretisch und von einer inhaltlichen Ausrichtung auf
bedeutsame Ziele geprägt, die eine bloß ästhetische Zielsetzung
überschritten. „Wo also zuständliches Dasein ausgebreitet ist,
können wir von Naturalismus reden; wo Ziele propagiert werden, haben
wir es – je nach Inhalt dieser Ziele – mit idealistischen oder
realistischen Werken zu tun“ (K. Herding, 1987). Mag man bei der
sachlichen Befassung mit einem Thema im Allgemeinen eine durchgehend
strukturierte Argumentation als angenehm oder sogar erforderlich
empfinden, so gilt dies bei einem hochkomplexen Gegenstand der
Befassung schon deutlich weniger und kann als wesentliches Kriterium
für die Beurteilung eines künstlerischen Zugangs schon gar nicht
herangezogen werden. Dann ist es eher wirkungsvoll schlaglichtartig
eine Vielzahl von Aspekten oder Herangehensweisen zu beleuchten, um
vor allem auch das breite Spektrum des ins Auge genommenen
Gegenstandes zu veranschaulichen. Dies dürfte auch für den Versuch
einer allgemeinen Ausstellung des künstlerischen Realismus der
Gegenwart gelten.
Dort kann man – kunsttheoretisch gefasst – der offenen
Widerspiegelung des sozialen Umfeldes und der eigenen Epoche in
einem Genre-Realismus begegnen. Gleichzeitig aber auch einem
mimetischen Realismus einer vermeintlich neutralen Naturabbildung
begegnen, der allerdings schon eher einer formalen ästhetischen
Fundierung folgt. Immer wieder wird man jedoch – wohlgemerkt
kunsttheoretisch betrachtet – einer großen Bandbreite von Ansätzen
begegnen, die mehr oder weniger auf Ansätzen französischer
frühsozialistischer Kunsttheorien des 19. Jahrhunderts oder deren
Adaptionen und Fortentwicklungen des 20. Jahrhunderts beruhen.
Parallel zu diesen, dem historischen Materialismus nahestehenden
Ansätzen entwickelten sich den nationalen Kulturen entstammende
Realismen, wie beispielsweise der Ideal-Realismus oder deutsche
Realismus, einer Zusammenführung der Ästhetik des Idealismus mit dem
Realismus. Die Moderne hat Realismustheorien integriert, im
kritischen Realismus, wie im nouveau réalisme steht eine
emanzipatorische und antiautoritäre Intention im Vordergrund, die
Abstand zu anderen, gegenständlich orientierten Realismustheorien
hält. Auch der an der Schnittstelle zum Surrealismus verortbare
Magische Realismus und der Fotorealismus, der weniger die
Wirklichkeit als die Wirklichkeit der Medien dupliziert, stellen
kunsttheoretische Ansätze bis in die Gegenwart dar. Dazu treten
Theorien der gegenständlichen Kunst, die weder einer
Realismustheorie noch einer Theorie der Moderne oder retrospektiv
ausgelegter Kunsttheorien folgen.
Bedenkt man aber nun auch noch, dass auch in der gegenständlichen
Kunst Theorie und Praxis weitgehend getrennt voneinander existieren,
muss man zu der Erkenntnis gelangen, dass gerade eine Ausstellung
des Realismus, veranstaltet von einer Künstlervereinigung als
Gruppenausstellung mit einer enorm großen Zahl beteiligter Maler und
Bildhauer, nur einen facettenreichen und breiten Blick auf das
gewählte Thema wie auf den Realismus der Gegenwart freigeben kann.
Dieser Blick auf den künstlerischen Realismus der Gegenwart macht
allerdings deutlich, wie konsequent er sich einer modernistischen
Attitüde verweigert und souverän von einer entschiedenen
Unabhängigkeit geprägt ist.
Mit der hier in Teilen dokumentierten Ausstellung macht der
Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus der Gegenwart e.
V. einen weiteren großen Schritt in Richtung einer von einer großen
Aufmerksamkeit begleiteten Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Dies
hat er zweifellos vor allem auch der ebenso großzügigen wie
engagierten Unterstützung der KPM Königliche Porzellan-Manufaktur
Berlin zu verdanken. Wie der KSB ist auch die KPM ein Zentrum von
Qualität, Innovation und Unabhängigkeit, das auf eine lange
Tradition gestalterischer Vielfältigkeit zurückblicken kann. Die zur
Verfügung gestellten Räume der Schlämmerei bieten
Ausstellungsflächen, die allerhöchsten Ansprüchen genügen. Dies
lässt einen von einer idealen Partnerschaft sprechen, die uns ebenso
mit Dankbarkeit erfüllt, wie auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit
hoffen lässt.
Tobias Gall
Vorsitzender des Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus
der Gegenwart e. V.
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Katalog zur
Ausstellung
»KRIEG UND FRIEDEN«
7. – 28. September 2014
128 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen ausgestellter Werke,
Beiträgen von Tobias Gall, Prof. Helmut Börsch-Supan und Kurztexten
ausstellender Künstler,
Kurzbiografien
der ausstellenden Künstler
Preis 15 €
© Künstlersonderbund in Deutschland 1990 e. V. Realismus der
Gegenwart,
Berlin 2014, Gestaltung: Michael de Maizière / Covermotiv: Rudolf Strüssi, Quadriga Apokalypse, 2014 (Ausschnitt) |
Vorwort von Tobias Gall,
Vorsitzender des KSB / Auszug aus dem Text von Prof. Helmut
Börsch-Supan
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Vorwort
Es hätte so einfach sein können
Die thematisch ausgerichtete Ausstellung des Künstlersonderbundes im
September 2014 ‚KRIEG UND FRIEDEN’ greift auf, dass sich in diesem
Sommer der Ausbruch des Ersten Weltkriegs zum einhundertsten Mal
jährt. Ein schließlich von 40 Ländern und 70 Mio. Menschen unter
Waffen ausgefochtener, grauenhafter und Millionen Menschen das Leben
kostender Krieg, der als „great seminal catastrophy of this century“
(George F. Kennan) schon den Keim des Zweiten Weltkrieges in sich
trug, dessen Schrecknisse den Ersten Weltkrieg sogar noch
übertrafen.
Der Erste Weltkrieg wird nach seinen Ursachen und Gründen allseits
als sinnlose Folge einer hochriskanten Kriegsstrategie angesehen,
für die mehr (Fritz Fischer) oder weniger (Christopher Clark) die
deutsche Politik die alleinige Verantwortung trug. Zusammen mit den
Bildern und Anschauungen seines Kriegsgrauens stellt dies die
wesentliche Grundlage für die Wertung dar, Krieg sei per se das
unendlich Schlechte, ja das Böse schlechthin. Dem Frieden jedoch,
als Gegenpart im Sinne einer Abwesenheit von Krieg, kämen
entsprechend gegenläufige Attribute zu.
Gerade der Erste Weltkrieg biete den Beleg für die Richtigkeit eines
entschiedenen Pazifismus, der in Deutschland aus den Trümmern des
Zweiten Weltkriegs von dem Verbot des Angriffskrieges im Grundgesetz
(Art. 26), über „von deutschem Boden darf nie wieder ein Krieg
ausgehen“ Willy Brandts bis zum apodiktischen Ausruf der
Friedensbewegungen der Gegenwart „Nie wieder Krieg“ sich immer
umfassender fortentwickelte.
Eine entschiedene Anti-Kriegs-Haltung stellt inzwischen einen
unzweifelhaften bürgerlichen Grundkonsens dar, den auch nur in
Ansätzen zu bezweifeln sich entweder nicht gehört oder aber die
schärfste Missbilligung der political correctness nach sich zieht.
Es hätte also so einfach sein können. Die Themenausstellung hätte
veranschaulichen und bebildern können, wie verwerflich und böse doch
der Krieg als solcher ist und wie erstrebenswert demgegenüber der
Frieden. Und natürlich als wie schlecht die Wirklichkeit unserer
Welt dagegen sich erweist und dass dies wohl an der mangelnden
Vertrautheit mit den Idealen des Pazifismus liegen dürfte.
Doch die Wirklichkeit ist wohl nicht so einfach. In der Wirklichkeit
kann der Weg zu Frieden einen Krieg erfordern und Frieden der Ruhe
eines Gefängnishofes gleichkommen. In der Wirklichkeit gibt es das
Problem des Verteidigungskrieges, das des Despotismus und des
gerechtfertigten Volksaufstandes, das des sogenannten heiligen
Krieges, das Problem der Nothilfe und der humanitären
Krisenintervention. In Wirklichkeit gibt es den Idealismus deutscher
Spielart, der sowohl im „am Deutschen Wesen soll die Welt genesen“
wie der weltweit häufig kopfschüttelnd als unverantwortlich
bewerteten Zurückhaltung zu Kampfeinsätzen seinen Ausdruck findet.
In Wirklichkeit gibt es auch einhundert Jahre nach dem Ausbruch des
Ersten Weltkriegs Zivilisationsbrüche, die einen mit ohnmächtiger
Wut an friedliebenden Überzeugungen zerbrechen lassen. In der
Wirklichkeit schießen sogenannte „prorussische Aktivisten“ von
europäischem Boden gezielt ein ziviles Flugzeug vom Himmel, wodurch
hunderte von Menschen sterben. Im Anschluss an ein infames Leugnen
der Tat wühlen die Täter dann noch in den Trümmern und stehlen das
Hab und Gut der Toten. In der Wirklichkeit führt ein syrischer
Despot Krieg gegen sein eigenes Volk mit zigtausenden Toten – von
der Öffentlichkeit kaum noch wahrgenommen und nicht etwa mit „syrienkritischen“
Demonstrationen begleitet. In der Wirklichkeit erstarkt aus diesem
Bürgerkrieg eine Armee von sunnitischen Glaubenskriegern, die auf
dem Weg zu einem möglichst weltweiten Kalifat sich zunächst mit
unglaublicher Brutalität gegen ihre schiitischen Glaubensbrüder
richten und Angehörige ihres Glaubens, die sich in Zivilisation
geübt haben, sowie Ungläubige, die ihren Übertritt zum Islam nicht
umgehend vollziehen, zu Tausenden exekutieren.
In der Wirklichkeit des 21. Jahrhunderts begehen andere
Glaubenskrieger, die eine Liebe zum Tod als Merkmal der
Überlegenheit gegenüber Ungläubigen bezeichnen, terroristische
Kriegsverbrechen, indem sie tausende von Raketen auf die Bevölkerung
des einzigen demokratischen Rechtsstaats der Region abschießen –
einschließlich des zivilisatorischen Bruchs eines ersten
terroristischen Angriffs auf ein im Betrieb befindliches
Atomkraftwerk – und dabei die Gefährdung der Zivilbevölkerung und
humanitärer Einrichtung als taktisches Mittel der Kriegsführung
wählen. Die Intervention Israels zur Entwaffnung der weltweit als
Terrororganisation geächteten Hamas führt dann besonders in
Deutschland zu medial verstärkten „israelkritischen“
Anti-Kriegs-Protesten mit deutlich antisemitischer Konnotation und
enthemmt antisemitischen Demonstrationen auf den Straßen. Ein ebenso
maß- wie hemmungsloser Umgang mit den Instrumenten öffentlicher
Meinungsbildung, der unreflektiert verkennt, wie passgenau man damit
der propagandistischen Strategie einer Terrororganisation erliegt,
deren erklärtes Ziel es ist, Israel „auszuradieren“.
Auch einhundert Jahre nach 1914 also sind die Themen um Krieg und
Frieden so unendlich schmerzhaft, leidenschaftlich umstritten,
ambivalent und eben kompliziert. Man wird deshalb von der Gefahr
sprechen müssen, dass alles hätte so einfach werden können, von der
Gefahr einer Simplifizierung und Banalisierung. Die Ausstellung des
Künstlersonderbundes KRIEG UND FRIEDEN, die in diesem Katalog zu
einem kleineren Teil dokumentiert ist, ist dieser Gefährdung nicht
erlegen. Sie zeigt vielmehr in der ganzen Bandbreite des Realismus
der Gegenwart in der ihm eigenen Lesbarkeit eine Vielzahl
subjektiver Blicke, Empfindungen und Wahrnehmungen, denen alle
Merkmale einer vorschnellen Beurteilung fehlen, die weder
banalisieren noch simplifizieren. Die Werke ergründen und vertiefen
vielmehr ihre Gegenstände und erfordern zu ihrer Erschließung eine
offene Bereitschaft zu Empfindung und Erkenntnis. Diesem Vorhaben
der Ausstellung und auch des Kataloges kann man nur Erfolg wünschen.
Tobias Gall
Vorsitzender des Künstlersonderbundes in Deutschland 1990 e. V.
KRIEG und KUNST
69 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist die Erinnerung an
das unermeßliche Kriegselend weitgehend verblaßt. Die noch lebenden
Männer, die Soldat sein mußten, und die Frauen, die unsägliche
Lasten zu tragen hatten, bilden heute nur noch eine kleine
Minderheit im Lande. Bilder vom Elend der Menschen und von den
zerstörten Städten sind etwas ganz anderes als das Erlebthaben der
Grausamkeiten. Eine Bilanz der Verluste enthält nicht nur
Menschenleben, Kulturdenkmale und Territorien, sondern auch
sittliche Werte. Einst selbstverständliche Tugenden galten nach der
Katastrophe nur noch bedingt als solche. Beim Wiederaufbau, dem
materiellen wie dem ethischen, wurde Erstaunliches geleistet, aber
die lange Friedenszeit kann das Gefühl einer Brüchigkeit des
Bestehenden und einer Diskrepanz zwischen der auf Humanität
begründeten eigentlichen Kultur und dem Kulturbetrieb nicht
betäuben, auch nicht nach dem Ende des "Kalten Krieges" vor 25
Jahren, in dem ein militärisches und verbales Drohpotential, im
Osten auch unter Einbeziehung einer Propagandakunst aufgebaut worden
war. Da bildende Kunst eine Weltanschauung im eigentlichen Wortsinne
voraussetzt, mußten tiefe Spaltungen und heftige Kämpfe, nicht nur
zwischen den Machtblöcken, entstehen.
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges beschäftigt uns zur Zeit, aber
im nächsten Jahr schon stehen andere Erinnerungen auf dem Programm,
das mechanisch wie eine Uhr abläuft. Was kann Kunst hier bewirken?
Ist sie nur ein Rettungsring für den, der sie schafft und sich so
eine eigene Welt baut, sowie für den, der betrachtend nach etwas zu
Bejahendem sucht?
Die beiden Weltkriege zusammen haben ungefähr so lange gedauert wie
der kaum weniger fürchterliche Dreißigjährige Krieg, der Deutschland
weit hinter andere europäische Länder zurückgeworfen hat, aber die
mehr als eine Generation dauernde Phase des Wiederaufbaues hat dann
im Geistesleben einschließlich der bildenden Kunst Schöpfungen von
unergründlicher Seelentiefe hervorgebracht.
Getrennt durch 21 Jahre eines Scheinfriedens, haben die Weltkriege
außer einigen Leistungen in den Künsten uns nichts geschenkt, das
als dauerhaftes Fundament für die Kultur tragfähig wäre. Mehr als
die Literatur und die Musik leidet die bildende Kunst unter einer
Kurzatmigkeit. In hastig taumelndem Fortschreiten löst eine Mode die
frühere ab, wie die modernen Abteilungen der Museen lehren, wo die
Lebenden, auf Unsterblichkeit hoffend, die Toten zu verdrängen
suchen. Die Wertbeständigkeit des Neuen, die uns der Markt im
Bündnis mit wortgewaltigen Kunstschreibern für einen kanonisch
gefestigten relativ kleinen Kreis von Künstlern glauben machen
möchte, vermag bei vielen genauer Sehenden und Denkenden nicht die
Sicherheit des durch Humanität Vertrauenswürdigen zu erzeugen, die
die alten Meister gewähren. Unsere Hilflosigkeit angesichts der
neueren Kunstgeschichte zeigt sich schon darin, daß wir eine
Klassische Moderne - ein Widerspruch in sich - von einer schon
überholten Postmoderne und von Zeitgenössischem zu unterscheiden
suchen. Was nicht paßt, wird zur Nichtkunst erklärt.
Die Kriegsbegeisterung zu Beginn des Ersten Weltkrieges hat weite
Teile der geistigen Elite Deutschlands, so auch bildende Künstler,
in heute nur schwer nachvollziehbarer Weise mitgerissen. Trotz neuer
Methoden der Kriegsführung mit modernen Waffen glaubte man, der
Krieg könne als ein reinigendes Gewitter die Kultur verjüngen und
nach einem Sieg Deutschlands hier auch die ersehnte neue Kunstblüte
hervorbringen. So stellte man sich die Moderne vor. Haß richtete
sich nicht nur gegen die militärischen Feinde, sondern auch gegen
eine in herkömmlichem Sinne akademische Kunst. Die Gewalt großer
Kunst wurde in den Köpfen mit der der Waffen vermengt. Karl
Scheffler, ein kluger Kopf, Herausgeber der Zeitschrift "Kunst und
Künstler", dem führenden Organ der Moderne, schrieb zu Beginn des
Krieges: "Auf alle Lebensformen fällt ein neues klares Licht". Es
fallen Worte wie: "Jetzt flüstert uns der Genius der Rasse
vernehmbar ins Ohr, daß nur durch Katastrophen eine Wiedergeburt
möglich ist". Scheffler, von der geistigen Überlegenheit
Deutschlands überzeugt, meint, mit der "Befestigung einer gewaltigen
nationalen und imperialistischen- weltwirtschaftlichen Macht" werde
auch die Führung im Künstlerischen an Deutschland übergehen. Er
stellt sich eine Fortentwicklung des in Frankreich geborenen
Impressionismus vor. Dabei werde "alle Narrheit der letzten Zeit,
alle aus der Langeweile des Geistes geborene Ideologie des
Expressionismus, des Kubismus und des Futurismus" verschwinden.
(Auszug, vollständiger Aufsatz im Buch)
Helmut Börsch-Supan
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Buchveröffentlichung zum zwanzigjährigen Bestehen 2010
Künstler im Porträt
Herausgegeben von Fritz Peter Hoppe
223 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen
mit Grußworten von Prof. Dr. Norbert Lammert, Präsident des
Deutschen Bundestages
Tobias Gall, Vorstandsvorsitzender Künstlersonderbund
einem Text von Fritz Peter Hoppe »Zu diesem Buch«, zahlreichen
Kurztexten und Statemenets von und über die mit Werken vertretenen
Künstler, Bibliographie der
Veröffentlichungen des KSB
Preis 25 €
© Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus der Gegenwart
e. V.,
Berlin 2010,
Gestaltung: Michael de Maizière |
Grußworte von Prof.
Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages und Tobias Gall, Vorsitzender des KSB
/ Auszug aus dem Text von Fritz Peter Hoppe
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Grußwort
Als sich 1990 - im Jahr der Deutschen Einheit - Künstlerinnen und
Künstler aus ganz Deutschland zusammentaten, um einem
gegenständlich-figurativen Realismus zu mehr öffentlicher
Aufmerksamkeit zu verhelfen, wähnte mancher darin einen »Angriff auf
eingefahrene Sehweisen«. Das war zumindest für den Kunstmarkt nicht
falsch beobachtet. Dabei steht der Realismus der Gegenwart, dem sich
die inzwischen 103 Mitglieder des Künstlersonderbundes verpflichtet
fühlen, in einer überaus langen Tradition gegenständlicher Kunst.
Denn Realismus ist - in den Worten des Gründungsmitglieds Matthias
Koeppel - ein ewiges Prinzip, variantenreich wie unser Leben, das er
widerspiegelt. Gerade diese bemerkenswerte Vielfalt künstlerischer
Gestaltungs- und Darstellungsmöglichkeiten macht die große
Faszination realistisch-gegenständlicher Malerei, Plastik und Grafik
aus.
In diesem Jahr feiert der Künstlersonderbund in Deutschland nicht
nur sein zwanzigjähriges Bestehen, wozu ich all denen sehr herzlich
gratuliere, die sich in den vergangenen Jahren für das gemeinsame
Anliegen ehrenamtlich engagiert haben. Die Mitglieder können auch
auf ein Jahrzehnt bemerkenswerter Jahresausstellungen zurückblicken,
die entscheidend zu größerer öffentlicher Präsenz der
gegenständlich-figürlichen Kunstströmung beitrugen. Dem
gesellschaftlichen Dialog über den Realismus der Gegenwart als
selbstverständlichem Teil der Moderne haben die Künstlerinnen und
Künstler durch die Kraft ihrer Bilder zu neuem Schwung verholfen.
Und ich bin sicher, dass dieser Jubiläumsband, der den
Facettenreichtum der Stilrichtung in beeindruckenden
Künstlerportraits dokumentiert, dazu weitere Anstöße geben wird. In
diesem Sinne wünsche ich dem Künstlersonderbund in Deutschland auch
in der Zukunft viel Erfolg.
Prof. Dr. Norbert Lammert
Präsident des Deutschen Bundestages
Grußwort
Mit Freude stelle ich diesem Buch ein Grußwort voran. Das Werk
stellt anlässlich des 20jährigen Bestehens eine Hommage an die
Mitglieder des Künstlersonderbundes dar und bringt in mannigfaltiger
Weise zum Ausdruck, wie vielschichtig und facettenreich sich die
Mitglieder unserer Künstlervereinigung mit unserem bleibenden Thema
»Gegenstand Realismus« geistig und künstlerisch auseinandersetzen.
Gerade mit dem Porträt wird die überragende Bedeutung unseres
Gegenstandes im Konzert der zeitgenössischen Künste veranschaulicht.
Dieses Buch erscheint als Ausdruck der großen Souveränität der
Mitglieder des beim Vertreten ihrer künstlerischen Auffassungen. Die
Freude über dieses Grußwort ist noch größer, da die Initiative zu
diesem Buch von einem kleinen Kreis unserer Fördermitglieder ausging
und wesentlich erst durch großzügige Kunstfreunde ermöglicht wurde.
Für den Künstlersonderbund danke ich herzlich für diese Leistung und
spreche im Namen aller Künstler Dank und respektvolle Anerkennung
für mühevolle Redaktion, mäzenatisches Wirken und gelungenes
schöpferisches Gestalten aus. Ich wünsche dem Buch eine weite
Verbreitung.
Tobias Gall
Vorstandsvorsitzender Künstlersonderbund
Zu diesem Buch
Zwanzig Jahre »Künstlersonderbund in Deutschland« sind willkommener
Anlass, diesem »sonderbaren« Bund Beachtung und Respekt zu bezeugen.
Es ist Anerkennung für geistige Haltungen, ohne Leugnung von
Wirklichkeitssinn und Distanz. Mit einem Buch wird Öffentlichkeit
geschaffen, als Dank an die »Verbundenen«, welche über alle Moden
hinweg für die »Sache der Wahrhaftigkeit« in ihrer Kunst eintreten.
Die »Sonderbündler« sind für mich durch ihre schöpferische
Initiative in der Bildenden Kunst geradezu ein Modell, das die
vergessene Tradition der Eigenverantwortlichkeit mit dem Betonen
eines Kernbestandes an Können in Malerei, Plastik und Grafik
glücklich verbindet und deshalb von kultureller und
gesellschaftlicher Bedeutung ist.
Eine Hommage von Kunstfreunden an alle Mitglieder eines
deutschlandweiten Bundes will im öffentlichen Raum diesen Kreis von
Malern, Zeichnern und Bildhauern gerade in seiner Qualität,
Unabhängigkeit und Kontinuität betonen. Es ist die Gemeinschaft
ebenso zu ehren wie alle beteiligten einzelnen Künstler. Seit zwei
Jahrzehnten bilden sie beharrlich ein Forum für anspruchsvollen
Realismus der Gegenwart. Das ist ohne öffentliche Subvention ein
Wagnis, ein ideelles Eintreten um der Sache willen, fern von Zahlen
und Zweckmäßigkeit.
Das Signet des Vereins zeigt sinnbildlich den dabei zu bestehenden
Kampf gegen die Hydra der Beliebigkeit und des zirzensischen
Zeitgeistes. Die tiefe Weisheit des Horaz, dass ein »Maß in den
Dingen« sei, konnte deshalb als Leitspruch des Vereins nicht klüger
von den Gründungsmitgliedern gewählt werden.
Berlin war 1990 der richtige Nährboden für eine Vereinigung von
Künstlern aus Ost und West, die Realismus als geistige Haltung in
ihrem Schaffen vertraten.
In vielen Begegnungen mit Künstlern dieses Kreises traten in meiner
Wahrnehmung wohltuend schöpferische und unabhängige, geistreiche
Persönlichkeiten hervor.
Was lag näher, als diese »Künstler im Porträt« über den Tag hinaus
zu dokumentieren ? Zu finden war dafür eine angemessene Form.
Eigenwillige Persönlichkeiten wie Künstler in einem solchen Band zu
versammeln, brachte aus Erfahrung und Einsicht aller schöpferisch
Beteiligten die Notwendigkeit der harten Kompromisse. (...)
Fritz Peter Hoppe
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Katalog zur
Ausstellung
»NACHT«
10. bis 30. September 2012
136 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen ausgestellter Werke,
Beiträgen von Tobias Gall, Reiner Schwarz und Kurztexten
ausstellender Künstler,
Kurzbiografien
der ausstellenden Künstler
Preis 15 €
© Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus der Gegenwart
e. V.,
Berlin 2012,
Redaktion: Barbara Bräuer, Michael Otto und Christoph Wetzel,
Gestaltung: Michael de Maizière unter Verwendung eines
Bildausschnitts von Louis |
Vorwort von Tobias Gall, Vorsitzender des KSB
/ Auszug aus dem Text von Reiner Schwarz
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Vorwort
Das einen längeren Zeitraum überdauernde Gelingen einer Gemeinschaft von Künstlern, die die Ausrichtung deren künstlerischen Wirkens zum Anliegen hat, ist nicht nur unwahrscheinlich, sondern eigentlich ein absurdes Vorhaben. Etwa achtzig bildende Künstler, also notwendigerweise eigenschöpferisch handelnde Individualisten, auf das Verfolgen eines gemeinsamen künstlerischen Zieles einzuschwören (und das auch noch in einem eingetragenen Verein) – wer sich derartiges vornimmt, dem sollte man beruhigend auf die Schulter klopfen und die Konsultation einer psychologischen Fachkraft anempfehlen. Umso wundersamer ist es, dass auch in dieser Ausstellung bzw. diesem Katalog wieder das Gelingen dieses unwahrscheinlichen Vorgangs dokumentiert wird: Etwa achtzig Maler, Grafiker
und Bildhauer veranstalten, organisieren und gestalten eine Gruppenausstellung, die die gegenwärtige Verfassung
des Realismus in seiner Vielfältigkeit umfassend auslotet.
Auch das Gelingen von Kommunikation ist zunächst einmal unwahrscheinlich (Luhmann). Nirgendwo als im Künstlerischen wird anschaulicher, dass Kommunikation nicht einfach ein gerichteter Prozess ist, sondern vielmehr eine kommunikative Wechselbeziehung der Beteiligten, bei der es ganz grundlegende Barrieren der Wahrnehmung beim Empfänger zu überwinden gilt. Dort wird nur erfahrbare Wirklichkeit, was das Gehirn als selbstreferentielles System dadurch erreichen kann, dass es mittels erlernter Erfahrungswerte Konstruktionen vornimmt, die im besten Fall den Erwartungen des Künstlers entsprechen. So zumindest die Kognitionstheorie.
Den Realismus der Gegenwart kennzeichnet dabei die Auffassung, mit künstlerischen Mitteln einer Sprache der Gegenständlichkeit diese Konstruktionen zu fördern. Der künstlerische Ausdruck soll lesbarer sein. Die Beziehung zwischen Künstler und Betrachter soll, durch eine Sprache von künstlerischer Qualität, zu einer Wechselbeziehung gelingender Kommunikation werden, mit der Empfindungen und auch komplexere Inhalte übertragen werden können.
Es erschien uns naheliegend, diese Möglichkeiten der künstlerischen Sprache des Realismus dadurch heraus zu stellen, dass wir der Ausstellung einen thematischen Bezug gaben. Das Thema NACHT soll ein breites und vielschich-
tiges Empfinden und Erfahren von Wirklichkeiten ermöglichen, wie es die Bedeutung und die Kraft des künstlerischen Wirkens der Mitglieder des Künstlersonderbundes 1990 e.V. sehr eindrucksvoll belegt. In vielerlei Hinsicht unwahrscheinlich – aber doch realistisch.
Tobias Gall
Vorsitzender des Künstlersonderbundes in Deutschland 1990 e. V.
Nacht (Auszug – vollständiger Text im Buch)
In einer vom rotgoldenen Mondenschein beleuchteten Landschaft stehen
zwei Männer an einem leicht silbern überglänzten Abhang, wir sehen
nur ihre Rückenansichten, sie sind in Betrachtung des Vollmondes.
Durch die diffusen Lichtverhältnisse ist der volle Mond an den
Rändern eigentümlich hell konturiert, er steht nahezu in der
vollkommenen Mitte des Bildes. Zu Füßen der Männer greifen die
Wurzeln eines fast entwurzelten Baumes nach ihnen. Dieser Baum
strebt schräg diagonal nach oben und füllt mit seinen entlaubten
bizarren Zweigen das obere Drittel des Bildes.
Wir als Betrachter des Bildes tauchen in diese ruhevolle Szene mit
ein. Obwohl der Baum so dynamisch in das Bild eingreift, kann er die
Ruhe nicht stören, er rahmt den Mond ein, wie auch die beiden
Männer, die das Blickfeld links für uns begrenzen. Sie sind unsere
Stellvertreter innerhalb des Bildes, so müssen wir es wohl
verstehen, jedenfalls empfinden wir es so; wir folgen ihrer
Körperneigung, ihrer Kopfneigung, sie ziehen uns ins Bild hinein, um
den Mond ebenso zu betrachten wie sie; das ist völlig zwingend. Wir
Menschen haben die Bilder von Caspar David Friedrich betrachtet und
sahen darin den Romantiker, der uns stimmungsvolle Landschaften
unterbreitet, die wir selber in der Natur gelegentlich so
wiedererkennen können, um uns daran zu erfreuen oder unsere Gefühle
dabei auszuleben.
Seit den 60er Jahren konnte, wer wollte, erfahren, daß es so einfach
mit C. D. F. nicht bestellt ist. Helmut Börsch-Supan klärte uns auf,
daß hinter der feinen Malerei ein System von Sinninhalten versteckt
ist, die die wahre Bedeutung der Bilder ausmachen: Da stehen die
Männer »unter einer mächtigen Fichte, dem Sinnbild der Christen. Der
(nach links) ansteigende steinige Weg ist der Lebensweg … Die
Betrachtung gilt dem Vollmond, dem Symbol für Christus. Der Stumpf
einer abgebrochenen Fichte im Rücken der Wanderer ist ein Hinweis
auf ihren Tod. In merkwürdigem Gegensatz zu dem ruhigen Umriss der
Figurengruppe und den hängenden Zweigen der Fichte steht die bizarre
Silhouette der abgestorbenen Eiche, die in den Abgrund zu stürzen
droht. Zwei ihrer Wurzeln sind bereits aus dem Erdboden gerissen und
stehen gespenstisch vor dem Himmel. Hier wird die Bedeutung der
Eiche als Sinnbild des Heidentums, dem angesichts des Todes nur die
Verzweiflung bleibt, besonders deutlich.« (1)
Während eines mehrmonatigen Aufenthalts als Artist in Residence im
Wallis/Schweiz sahen wir von dem Balkon aus weit ins Rhonetal, das
dort von Dreitausendern umgeben ist. Der Ausblick war immer anders
und auch nachts grandios, vor allem bei Vollmond, wenn die Berge
silbern zu flimmern anfingen, wie von feinsten Netzen überzogen,
eine wunderliche Märchenlandschaft.
Die Mondnacht steht trotz aller Einwände doch für die positive Seite
des Lebens, für das wunderbar erfahrbare Erlebnis der Nacht. Aber
die andere Seite, die Nacht als dunkle Seite des Lebens, die den
Menschen bedroht, ihn in Ängste versetzt und mit Albträumen quält,
in seelische tödliche Krankheiten treibt, nimmt schon in der
Romantik (da ist dann von »Schwarzer Romantik« die Rede) einen
großen Raum ein.
In meiner Kindheit, vielleicht 1943 oder 44, ließ uns, meinen drei
Jahre älteren Bruder und mich, gelegentlich, selten, unsere Mutter,
bevor wir schon eingeschlafen waren, wegen einer Zusammenkunft
allein. Mit einer besonderen Leckerei oder einem Versprechen
besänftigt würden wir die Zeit bis zu ihrer Heimkehr gut überstehen,
wurde gegenseitig versichert. Aber dann erinnerte mein Bruder an den
Kohlenklau, dessen furchterregendes Bild auf einem Plakat unten im
Treppenhaus angeschlagen war. Das war ein entsetzlicher Kerl, der
uns aus einem geweiteten blutunterlaufenen Auge direkt ansah, einen
Sack über den Rücken trug, ob für Kohle oder um uns unartige (2)
Kinder darin einzusacken, war unklar. Und daneben hing gleich ein
anderes unheimliches dunkles Plakat »Pst. Feind hört mit.«
Der Kohlenklau sei bestimmt schon im Flur unserer Wohnung, es sei
besser sich unter der Bettdecke zu verstecken. Ob mein Bruder das
sagte, um mich zu beruhigen, um ungestört lesen zu können oder ob er
selbst diese Ängste hatte, weiß ich bis heute nicht.
Viele Jahre später, beim Lesen von E. T. A. Hoffmanns grandioser
Nachtgeschichte »Sandmann«, wurde diese Geschichte wieder erinnert
und lebendig. Denn dort kommt abends ins Haus zum Vater eine
unheimliche Gestalt, die die Kinder nicht sehen sollen.
Der Sandmann experimentiert alchemistisch mit dem Vater, der dabei
zu Tode kommt. »Das ist ein böser Mann, der kommt zu den Kindern,
wenn sie nicht zu Bett gehen wollen, und wirft ihnen Hände voll Sand
in die Augen, dass sie blutig zum Kopf heraus springen, die wirft er
dann in den Sack und trägt sie in den Halbmond zur Atzung für seine
Kinderchen; die sitzen dort im Nest und haben krumme Schnäbel, wie
die Eulen, damit picken sie der unartigen Menschenkindlein Augen
auf.« Die Umstände sind so eindrücklich und verheerend für den
Jungen, daß er darüber seelisch erkrankt und schließlich zerstört
wird. Packend innerhalb der Geschichte ist, wie in die geordnete
bürgerliche Welt der handelnden Personen bösartige Mächte, oder sind
es nur Gestalten wie der schreckliche Sandmann, einbrechen, um alles
zur Katastrophe zu führen. Wie in dieser Geschichte die hellen,
positiven Geschehnisse gegen die dunklen unbegreiflichen Einbrüche
ankämpfen, miteinander ringen, ist einfach raffiniert, grotesk, und
wunderbar beschrieben. Der Tag ist licht und hell und steht für
Klarheit des Geistes im aufgeklärten Klassizismus, die Nacht ist das
Spielfeld für dunkle und dubiose Schattengestalten, ja Mächte, die
mit ihren magischen mittelalterlichen Kräften, eigentlich
überwunden, aber immer noch wirksam sind. (...)
Reiner Schwarz
(1) Helmut Börsch-Supan: Caspar David Friedrich, Prestel-Verlag
München, 1973
(2) E. T. A. Hoffmann: Der Sandmann, aus dem Zyklus Nachtstücke,
1816
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Katalog zur
Ausstellung
»Erste Realismus-Triennale«
Jahresausstellung des Künstlersonderbundes im Martin-Gropius-Bau, Berlin
6. Februar – 21. März 1993
439 Seiten mit farbigen Abbildungen der ausgestellten Werke und
Künstlerbiografien Beiträge von Manfred Bluth, Heinz Spielmann,
Wilhelm Salber, Prof. Helmut Börsch-Supan, Dieter Hoffmann, Peter H. Feist
und Klaus Fußmann
© Ars Nicolai GmbH, Berlin 1993
Umschlaggestaltung: Prof. Reinhart Braun |
Auszug aus dem Vorwort
von Professor Manfred Bluth († 2002), Gründungsmitglied und erster
Vorstandsvorsitzender
des Künstlersonderbundes
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Vom Stand und vom Lauf der Dinge
Der große Streitpunkt der fünfziger Jahre, ob nun abstrakt oder
gegenständlich sein soll, ist mittlerweile historisch geworden, weil
ein- und überholt von der inzwischen eingetretenen ›Entgrenzung‹ der
Kunst. »Indem einer geht und besorgt sich Keilrahmen und spannt
darauf eine Leinwand – damit beginnt der Fehler«, erklärte Josef
Beuys bereits am Ende der sechziger Jahre. Warum das ein Fehler sein
sollte, begründete er nicht, und so könnte die Antwort ebenso
apodiktisch ausfallen: Indem sich einer einen Eimer billiger
Margarine besorgt und schmiert diese auf den Sitz eines Holzstuhls –
damit beginnt der Fehler!
Nun wollen die Realisten nicht länger am Katzentisch sitzen, sondern
als legitimer Teil der Moderne begriffen werden, von der sie sich
selbst ja nie verabschiedet hatten. Der etwas welk gewordenen
Moderne kann ein solcher Prozess nur gut tun, vor allem wenn er dazu
führt, dass sie sich nicht länger in dummen Hochmut als lineare
Entwicklung hin zu einer verinnerlichten ›ewigen‹ Avantgarde
begreift. Es ist einfach nicht möglich, von einer »Postmoderne«
auszugehen, in der die Realisten gar nicht mehr vorkommen! Als
isoliertes Happening, abgeschirmt vom Rest der Welt, die sich
chaotisch-nichtlinear weiterbewegt, dürfte das auf die Dauer eher
der Entwicklung einer Sonderform von Verhaltenskomik im Kunstbereich
förderlich sein. Innovativ sind die Realisten durchaus gewesen, sie
haben sogar regelrechte Entwicklungssprünge gemacht, vergleiche ich
nur den heutigen Stand mit dem Bild, das der Realismus in der Zeit
meiner eigenen künstlerischen Jugend in den fünfziger Jahren abgab.
Der Künstlersonderbund ist eine freie Vereinigung von Künstlerinnen
und Künstlern, die gegenständlich-realistisch arbeiten...in §2
seiner Satzung sind Sinn und Zweck der Vereinigung wie folgt
erläutert. »…Er (der Verein) stellt sich die Aufgabe, dieser
Kunstströmung zu größerer Akzeptanz bei der Kritik, im Bereich der
öffentlichen Sammlungen und den Medien im allgemeinen zu verhelfen.
Es soll erreicht werden, dass diese Kunsttendenz als ein in ihrem
Rahmen innovativer Teil der künstlerischen Moderne verstanden und
betrachtet wird. Darüber hinaus soll die kunstinteressierte
Öffentlichkeit über die Breite und Vielfalt dieser künstlerischen
Strömung besser informiert werden, als dies bisher der Fall gewesen
ist.«
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Katalog zur
Ausstellung
»Die Kraft der Bilder«
Jahresausstellung des Künstlersonderbundes im Martin-Gropius-Bau, Berlin
10. Februar – 08. April 1996
463 Seiten mit farbigen Abbildungen der ausgestellten Werke und
Künstlerbiografien Beiträge von Matthias Koeppel, Manfred Bluth,
Günter Kunert, Hannes Schwenger, Vittorio Sgarbi, Ken Currie und
Nikolaus Störtenbecker
© Ars Nicolai GmbH, Berlin 1996
Umschlaggestaltung: Bernd Fischer, Berlin – nach einem Plakatmotiv von Johannes
Grützke |
Auszug aus dem Vorwort
von Professor Matthias Koeppel, Gründungsmitglied und 1. Vorsitzender
des Künstlersonderbundes
1993 – 1996
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Zur Ausstellung
Der Künstlersonderbund veranstaltet seine zweite große Ausstellung
im Martin-Gropius-Bau. Die erste war ein aufbegehrender Hinweis
darauf, dass der Realismus neben anderen Entwicklungen im Bereich
der bildenden Künste ein beharrlich fortschreitendes Prinzip
darstellt, das nicht länger mit Stillschweigen übergangen werden
könnte. Die heftigen Reaktionen der Öffentlichkeit – von tiefer
Verdammnis bis hin zu leidenschaftlicher Zustimmung – haben dieses
Unternehmen gerechtfertigt und dem Stillschweigen ein Ende bereitet
Diese zweite Ausstellung am selben Ort kommt weniger kämpferisch
daher; sie will nichts beweisen, sondern nur dasein, dasein im
europäischen Spektrum und durch die Kraft der Bilder wirken.
Der Künstlersonderbund in Deutschland e.V. vereint Künstlerinnen und
Künstler, deren Werke erkennbar die Realitäten unserer Zeit
widerspiegeln. Um Wiedererkennbares herzustellen, bedarf es eines
hohen Maßes an handwerklichem Können, ein Können, das dazu dient,
die künstlerische Botschaft zu transportieren und den Betrachter
mittels allgemein verständlicher Bildsprache in Erstauen zu
versetzen. Das kann zu Ablehnung oder Zustimmung führen, kann Rätsel
aufgeben, Träumereien auslösen, Visionen und Erkenntnisse
provozieren. Die Kraft der Bilder wirkt direkt, ohne
Entschlüsselungsprobleme. Die Ausdrucksmittel reichen vom
expressiven Zugriff über abstrahierende Vereinfachung bis zu
photographischer Genauigkeit.
Am Ende dieses Jahrhunderts blicken wir auf ein abenteuerliches
Experimentierfeld der Ismen zurück. Vieles davon ist der Sucht nach
neuer Mode entsprungen, andere Strömungen haben die Bildsprache
unserer Zeit erheblich verändert bzw. erweitert. Der Realismus der
Gegenwart hat viel davon profitiert. Man stelle sich vor: »Das
Begräbnis von Ornans« hinge in dieser Ausstellung – es ließen sich
Hunderte von Schritten der Weiterentwicklung bis zu heutigen
realistischen Ausdrucksweisen feststellen. Das spricht nicht gegen
Courbet, sondern für die Entwicklungsfähigkeit des realistischen
Prinzips: ein Strom, der unbeirrt breiter werdend dahinfließt.
Nebenarme versiegen oder schwellen an, Glanzlichter blitzen auf und
verlöschen wieder. Realismus ist ein ewiges Prinzip, variantenreich
wie unser Leben, das er widerspiegelt , bekanntlich sagte ja schon
Kurt Schwitters: »Ewig währt am längsten.«
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Katalog zur
Ausstellung
»Überblick 2002 – Malerei«
Jahresausstellung des Künstlersonderbundes
in der Kommunalen Galerie, Berlin
72 Seiten mit farbigen Abbildungen der ausgestellten Werke und Vitae
der Künstler Beiträge von Fritz Peter Hoppe und Peter Berndt
© Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus der Gegenwart
e. V., Berlin
2002
Scans und Bildbearbeitung: Frank Suplie
Gestaltung und Gesamtherstellung: Sigurd Wendland |
Auszug aus dem Vorwort
von Fritz Peter Hoppe,
Vorsitzender des Künstlersonderbundes 1999 – 2007
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In diesem Jahr trat der Künstlersonderbund
in Deutschland mit drei Ausstellungen in Berlin an die
Öffentlichkeit. Im August zeigten 33 Mitglieder im Gutshaus Steglitz
Zeichnungen, im September bis Anfang November 30 Bildhauer in St.
Matthäus am Kulturforum »Figürliche Plastik der Gegenwart«. Beide
Ausstellungen fanden viel Beachtung und Anerkennung.
Mit »Künstlersonderbund – Malerei – Übersicht 2002« in der
Kommunalen Galerie soll in diesem Jahr unser Bemühen abgeschlossen
werden, die realistisch-gegenständliche Darstellung in der bildenden
Kunst der Gegenwart als unverzichtbares Spektrum künstlerischer
Aussagen herauszustellen. Gleichzeitig wird damit auch die
weitgefächerte und kreative Vielfalt innerhalb des Grundprinzips
Realismus wieder sichtbar. Für diese Ausstellung wird nun, wie auch
schon für die ›Figürliche Plastik‹, ein Katalog vorgelegt.
Der Kunstfreund und aufmerksame Beobachter des gegenwärtigen Kunst-
und Kulturbetriebes möge diesem Wagnis von risikoreicher Initiative
und eigenverantwortlichem Handeln, bei sehr eingeschränkten
finanziellen Möglichkeiten, mit Offenheit, Freude und Anerkennung
begegnen. Dieses mutige Hervortreten und Gestalten in Gemeinschaft
eines besonderen Künstlerkreises ist ein wohltuendes Beispiel für
einen schöpferischen und unabhängigen Geist in schwieriger Zeit für
bildende Künste.
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Katalog zur
Ausstellung
» ...und sie erkannten, dass sie nackt waren... «
Figürliche Plastik der
Gegenwart, St. Matthäus– Kirche im Kulturforum, Berlin-Tiergarten
13. September – 10. November 2002
48 Seiten mit Schwarzweißabbildungen der ausgestellten Plastiken.
Mit einem Vorwort von Christhard-Georg Neubert, Direktor der
Stiftung St. Matthäus, und Fritz Peter Hoppe, Vorsitzender des
Künstlersonderbundes. Einleitung: Prof. Helmut Börsch-Supan
© Stiftung St. Matthäus,
Kulturstiftung der Evangelischen Kirche in Berlin Brandenburg,
Berlin 2002 |
Auszug aus dem Vorwort
von Christhard-Georg Neubert, Direktor der Stiftung St. Matthäus und Fritz Peter
Hoppe, Vorsitzender des Künstlersonderbundes 1999 – 2007
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Zweifel an der Bildfähigkeit des
menschlichen Körpers kennzeichnet die Moderne. Zwischen Körper und
Bild ist eine Krise getreten, die sich im Vertrauensverlust des
Abgebildeten äußert. Was die Bilder sagen und was sie verschweigen,
steht in Frage.
Dennoch aber bleiben die Menschen fasziniert vom Bild: von ihren
Selbstbildern und dem Bild, das sie sich von ihrem Gegenüber machen.
Körperbild und Menschenbild bleiben seit den Anfängen menschlichen
Daseins eng aufeinander bezogen.
Ehe Menschen ihr Dasein in Texten reflektierten, erschufen sie sich
Bilder. Die biblische Erzählung vom Paradies und seinem Ende
beinhaltet die visuelle Selbst-Entdeckung des Menschen: »Da wurden
ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten, dass sie nackt waren«
(Genesis 3,7).
Die vom Künstlersonderbund in Deutschland und der Kulturstiftung St.
Matthäus gemeinsam besorgte Ausstellung hat eine längere – durch
Finanznot überschattete – Vorgeschichte. An ihrem Ende verzeichnen
wir nun erleichtert und dankbar das Gelingen des Projektes. Es
versteht sich auch als Beitrag zu einem notwendigen öffentlichen
Diskurs über Momente und Aspekte gegenwärtiger Bildhauerei, die sich
einer realistisch-gegenständlichen Darstellungsweise verpflichtet
weiß. |
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Katalog zur
Ausstellung
»Überblick 2003«
Jahresausstellung des Künstlersonderbundes in der Kommunalen Galerie,
Berlin-Wilmersdorf,
12. Oktober bis 23 November 2003
126 Seiten mit farbigen Abbildungen der ausgestellten Werke und
Künstlerbiografien
Beiträge von Fritz Peter Hoppe, Dr. Ursula Prinz, Peter Berndt,
Hans-Joachim Billib, Michael Engelhardt, Michael Otto, Hartmut
Friedrich und Eberhard Linke
© Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus der Gegenwart
e. V., Berlin
2003
Konzeption: Peter Berndt |
Auszug aus dem Vorwort
von Fritz Peter Hoppe,
Vorsitzender des Künstlersonderbundes 1999 – 2007
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Begegnen wir der Zeit,
wie sie uns sucht.
Shakespeare
Mitglieder des Künstlersonderbundes in Deutschland treten auch in
diesem Jahr wieder mit einer großen Gemeinschaftsausstellung in
Berlin an die Öffentlichkeit. In Malerei, Grafik und Plastik wird
anspruchsvoller Realismus als wesentlicher Teil der Gegenwartskunst
gezeigt. Mehr als achtzig Künstlerinnen und Künstler geben damit
erneut einen spannungsreichen Überblick von zeitgenössischer
bildender Kunst in gegenständlich figürlichen Ausdrucksform. Für
Kunstfreunde und ein interessiertes Publikum eröffnet sich in dieser
Ausstellung eine gute Möglichkeit zu konzentrierter und gesammelter
Betrachtung. Über zeitbedingte Tendenzen hinaus werden zudem
grundsätzliche Einsichten oder Fragestellungen gefördert. Stärke und
Eigenart der Künstlerpersönlichkeiten treten im Vergleich hervor,
und zwangsläufig ergeben sich viele Aspekte von Qualität,
Kontinuität und Originalität. All dies ist wesentliches Anliegen
unseres Vereins.
Diesmal werden einige Künstler in der Ausstellung wie im Katalog in
Bildern und in ausgewählten kurzen Texten Einblick geben in ihr
schöpferisch wirksames Umfeld oder auch in ihre individuelle
Motivation. Das wird Interesse finden und die öffentliche
Aufmerksamkeit beleben.
Den Künstlern erneut viel öffentliche Anerkennung und Erfolg mit
dieser Ausstellung, sie ›begegnen unserer Zeit‹ mit Klarheit und
ästhetischem Anspruch. Und den Besuchern vielfach bereichernde
Eindrücke durch Kunstwerke, die mit ihrem Reichtum an persönlich
geprägten Aussagen die Betrachte berühren mögen!
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Katalog zur
Ausstellung
»Überblick 2004«
Jahresausstellung des Künstlersonderbundes in der Kommunalen Galerie,
Berlin-Wilmersdorf,
27. September – 7. November 2004
126 Seiten mit farbigen Abbildungen der ausgestellten Werke und
Künstlerporträts Beiträge von Fritz Peter Hoppe und Ulrich Eckhardt
© Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus der Gegenwart
e. V., Berlin
2004
Gestaltung: Michael de Maizière |
Auszug aus dem Vorwort
von Fritz Peter Hoppe,
Vorsitzender des Künstlersonderbundes 1999 – 2007
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Ein Traum, was sonst?
Kleist
Inzwischen ein fester Begriff, geht der Künstlersonderbund in das
fünfzehnte Jahr seines Bestehens und legt mit diesem Katalog erneut
Zeugnis ab von seinem Wirken und Wollen.
In unserer jährlichen Gemeinschaftsausstellung zeigen auch im
»Überblick 2004« wieder Mitglieder und Gäste – aus ganz Deutschland
– unjuriert neuere Arbeiten der Malerei, Plastik und Grafik.
Unser Katalog gibt durch eingestreute Texte und Skizzen Einblick in
künstlerische Entwürfe und geistige Positionen. Die Individualität
in der Sicht der Künstler bereichert diese Dokumentation von
ausgewählten Arbeiten und erweitert den ›Überblick‹.
Dem Ausstellungsbesucher und Kunstfreund bleibt deshalb die schöne
Aufgabe, selber zu entdecken und hinter dem Sichtbaren die
verborgene Welt der Künste zu erfahren. Und vielleicht ist das
Befassen mit Kunst und die Begegnung mit Künstlern und ihren
Arbeiten in unserer so zweckorientierten Lebenswelt ›ein Traum‹ im
Kleistschen Sinne. Aus Träumen und Visionen aber erhalten wir die
Impulse für unser Handeln in der Wirklichkeit
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Katalog zur
Ausstellung
»KYTHERA – vom Geheimnis des Sichtbaren«
Jahresausstellung des Künstlersonderbundes
in der Kommunalen Galerie,
Berlin-Wilmersdorf,
9. Oktober – 20. November 2005
127 Seiten mit farbigen Abbildungen der ausgestellten Werke. Mit
einem Vorwort von Fritz Peter Hoppe und Grußwort zum 15-jährigen
Bestehen des Künstlersonderbundes von Walter Momper, Präsident des
Abgeordnetenhauses von Berlin. Beiträge von Elke von der Lieth,
Kommunale Galerie, und den KSB-Mitgliedern Peter Berndt, Michael
Engelhardt, Eberhard Linke, Lars Lehmann, Michael Otto, Nikolaus
Störtenbecker, Lud-
mila Seefried-Matêjková, Dirk Schmitt, Johannes Grützke, Sebastian
Walter-Lilienfein und Carl Constantin Weber
© Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus der Gegenwart
e. V., Berlin
2005
Gestaltung: Michael de Maizière |
Auszug aus dem Vorwort
von Fritz Peter Hoppe,
Vorsitzender des Künstlersonderbundes 1999 – 2007
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Unerschöpflich an Reiz,
an immer erneuter Schönheit
ist die Natur!
Die Kunst ist unerschöpflich wie sie.
Schiller
Im März 1805 schrieb Schiller diese Zeilen, zweihundert Jahre danach
erscheinen seine Gedanken nicht nur über den Tag hinaus gültig,
sondern auch wie ein Trost in großer Ratlosigkeit. Denn ein sicheres
Erfassen der materiellen und geistigen Realität unserer Zeit ist
schwieriger denn je. Das gilt auch für versiegende Fähigkeiten und
vergessene Maßstäbe in der bildenden Kunst, wo sich der Umsturz
elementarster Grundsätze nun völlig verbraucht hat. Nachdenkliches
Besinnen als Wesentliches ist gefordert.
Der Künstlerbund trägt gerade deshalb auch in fünfzehnten Jahr
seines Wirkens wieder Wagnis und Leistung einer großen
Gemeinschaftsausstellung in Berlin, dem Ort, wo eine lange Tradition
für gegenständliche Kunst vorhanden ist. Unter der Metapher »Kythera«
soll konzentriert auf einen Kernbestand an Können in Malerei,
Plastik und Grafik verwiesen werden.
Mit dem Ausstellungstitel »Vom Geheimnis des Sichtbaren« nehmen wir
lediglich die alte Erfahrung auf, dass, auch bei deutlicher
Sichtbarkeit und lesbarer Sprache der Formen und Farben, stets in
jedem Kunstwerk ein Geheimnis für den Betrachter verborgen bleibt. |
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Katalog zur
Ausstellung
»Ästhetische Botschaften – die Postkarte als Kunstwerk«
Ausstellung des Künstlersonderbundes im Museum für Kommunikation Berlin,
24. November – 3. Dezember 2006
118 Seiten mit farbigen Abbildungen der ausgestellten Werke,
Grußworte von Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen
Bundestages, Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister für das
Post- und Fernmeldewesen a. D. und Fritz Peter Hoppe, Beiträge von Dr. Veit Didczunet, Dr. Anja Eichler
und den KSB-Mitgliedern
Peter Berndt und Michael Otto
© Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus der Gegenwart
e. V.,
Berlin 2006 |
Auszüge aus den
Grußworten von Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen
Bundestages, Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister für das
Post- und Fernmeldewesen a. D. und Fritz Peter Hoppe, Vorsitzender
des Künstlersonderbundes 1999 – 2007
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14,8 x 10,5 Zentimeter sind genug Platz für
ein Kunstwerk – das zeigt der Künstlersonderbund mit seiner
Ausstellung »Ästhetische Botschaften – die Postkarte als Kunstwerk«.
Wenn man die Exponate betrachtet, kann man sich kaum vorstellen,
dass die ersten Postkarten überhaupt nicht bebildert, sondern nur
beschriftet wurden. Es war der preußische Oberpostrat Heinrich
Stephan, der 1865 vorgeschlagen hatte, offene »Correspondenzkarten«
mit aufgedruckten Postwertzeichen einzuführen, vier Jahre später
wurde sein Vorschlag realisiert. Zu seinem 175, Geburtstag knüpft
der Künstlersonderbund mit eigens gestalteten Exponaten an die
kulturgeschichtliche Bedeutung der Postkarte an.
Mit Portraits, Landschaften, Karikaturen und Stillleben führt uns
der Künstlersonderbund vor Augen wie vielfältig die
Darstellungsmöglichkeiten der realistisch-gegenständlichen Malerei
sind. Und nicht zuletzt zeigt er, dass die künstlerischen
Gestaltungsmöglichkeiten selbst auf kleinstem Raum unbegrenzt sind:
eine gelungene Hommage an den Oberpostmeister Heinrich Stephan.
Dr. Norbert Lammert, Präsident des Deutschen Bundestages
Die Idee zu diesem Projekt der Künstler berührt mich persönlich in
einer Zeit, die zwar eine ungeheure Dichte an Informationen
aufweist, in der aber die humanitären, ästhetischen und Frieden
stiftenden Botschaften oft verdrängt werden durch die Härte der
Fakten politischer, wirtschaftlicher oder anderer Art.
So begrüße ich aus meiner persönlichen und Beruflichen Erfahrung
diese Ausstellung von Künstlerpostkarten mit ihren zahlreichen und
verschiedenen Botschaften im Museum für Kommunikation zu Berlin sehr
und wünsche allen Beteiligen viel Erfolg, den Kunstfreunden und
Freunden der Postkarte aber Bereicherung durch die Werke der
Künstlerinnen und Künstler.
Dr. Christian Schwarz-Schilling, Bundesminister für das Post- und
Fernmeldewesen a.D.
Und ein Letzter Gedanke zu diesem Projekt des Künstlersonderbundes:
die zeitgenössische Kunst kann das Massenerlebnis der Gegenwart
nicht ignorieren, aber wir dürfen auch unsere Traditionslinie nicht
leugnen. Und Bildung, um die unsere Gesellschaft ja so intensiv
bemüht ist, schließt auch Erfahrung im Umgang mit Kultur ein und
macht die Wechselwirkung zwischen Materiellem und Geistigem bewusst.
Von dorther kommt dann auch die Wertschätzung für die Künstler und
das Erkennen ihrer Beiträge zu den Kulturideen in der öffentlicher
Meinung. Vielleicht tragen Künstlerpostkarten als ›ästhetische
Botschaften‹ in diesem Sinne dazu bei.
Fritz Peter Hoppe, Vorsitzender des Künstlersonderbundes 1999 –
2007
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Katalog zur
Ausstellung
»Lebensspuren«
Ausstellung des Künstlersonderbundes im Kunstverein Coburg,
15. Juni – 16. August
2008
und auf der Burg Beeskow 24. August – 19. Oktober 2008
120 Seiten mit farbigen Abbildungen der ausgestellten Werke, Vor-
bzw. Grußworte von Christoph Wetzel, Vorsitzender des KSB, Joachim
Goslar, 1. Vorsitzender des Kunstvereins Coburg e.V., Andreas Prinz
von Sachsen-Coburg und Gotha, Tilman Schladebach, Direktor Burg
Beeskow
© Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus der Gegenwart
e. V.,
Berlin 2008
Redaktion: Peter Bradtke, Fritz Peter Hoppe,
Gestaltung: Michael de Maizière |
Auszüge aus den
Texten von Christoph Wetzel, Joachim Goslar, Andreas Prinz von
Sachsen-Coburg und Gotha und Tilman Schladebach
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Gemälde auf Leinwand, gerahmt an der Wand,
Skulpturen aus Bronze oder Terrakotta auf Sockeln, ist das noch
zeitgemäß? Der Künstlersonderbund in Deutschland/Realismus der
Gegenwart gibt darauf seine Antwort und zieht Bilanz über die
künstlerische Arbeit der letzten Jahre.
1990 in Berlin als gesamtdeutsche Künstlervereinigung gegründet und
bisher fast ausschließlich dort präsent, wird er nunmehr bundesweit
mit Jahres- und ergänzenden Themenausstellungen auf sich aufmerksam
machen. Der Kunstverein Coburg, der seit jeher realistische Künstler
aus den alten und neuen Bundsländern zeigte, ist in diesem Jahr
Gastgeber, zusammen mit der Herzoglichen Hauptverwaltung Coburg. Für
zwei Ausstellungsorte konzipiert, wird die Präsentation von Coburg
anschließend in der Burg Beeskow im Brandenburgischen wiederholt.
Auch Beeskow ist ein Ort in der Tradition realistischer
Kunstprägung.
In einer Zeit permanenter multimedialer »Bildüberflutung«, durch
welche der schnelle Aha-Effekt oder die fotografische
»Erkennbarkeit« die flüchtige Wahrnehmung bedient, versuchen die
ausgestellten Werke in der ihnen eigenen Sprache den Spuren gelebten
Lebens nachzugehen. (...)
Christoph Wetzel, Vorsitzender des KSB
(...) Ein genauer Blick auf die Landkarte zeigt die Stadt Coburg in
der Mitte Deutschlands, am Schnittpunkt zwischen Ost und West.
Topografisch gesehen ist Coburg damit ein durchaus geeigneter Ort.
Der Kunstverein Coburg als größter Kunstverein Bayerns und einer der
großen in Deutschland hat mit seinem großzügigen, modernen
Ausstellungsgebäude am unteren Ende des als englischen Garten
angelegten Hofgartens die Kapazität und Qualität zu einer
Leistungsschau der geforderten Dimensionen, besonders in der
Konstellation mit der Partnerschaft der Herzoglichen Verwaltung als
weiterem Ausstellungsbereich. (...)
Joachim Goslar, 1. Vorsitzender des Kunstvereins Coburg e.V.,
›Realismus der Gegenwart ‹ - mit diesem namentlichen Bekenntnis
vereint der Künstlersonderbund in Deutschland den bewussten Bezug
auf traditionelle Werte mit der Forderung nach Aktualität. Diese
beiden Positionen werden oft als unvereinbare Gegensätze
ausgespielt. Dass sie sich keineswegs ausschließen müssen, bezeugt
auf künstlerischem Gebiet der Künstlersonderbund in eindrucksvoller
Vielfalt. Er zeigt dies mit seiner diesjährigen Jahresausstellung -
erstmals auch hier bei uns in Coburg.
Andreas Prinz von Sachsen-Coburg und Gotha
(...) Das »kenntliche« Menschenbild ist eine solche Gemeinsamkeit,
ein solches Kulturgut und ein solcher Traditions- zusammenhang.
Unter diesem Gesichtspunkt ist dieses Ausstellungsprojekt
»Lebensspuren« wie geschaffen für die Burg Beeskow. Jenseits des
aufgeregten und atemlosen Kunstbetriebes erleben wir Zeitgenossen,
denen Identität, Wurzel und Vorbild nicht versunkene Schemen sind.
Es steht mir nicht zu, und es ist nicht der Ort hierein
Wertungsgefälle aufzuzeigen. Ich will aber meiner Freude Ausdruck
geben, die Mitglieder des Künstlersonderbundes in Deutschland auf
der Burg Beeskow zu begrüßen.
Tilman Schladebach, Direktor Burg Beeskow
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Katalog zur
Ausstellung
»Berlin liegt in Brandenburg: Die Metropole und ›ihre‹ Provinz«
Eine Themenausstellung des Künstlersonderbundes auf der Burg Beeskow
28. Juni – 17. August
2008
33 Künstlerinnen und Künstler des Künstlersonderbundes stellen aus.
80 Seiten mit farbigen Abbildungen der ausgestellten Werke, Vorwort
von Christoph Wetzel, Vorsitzender des KSB, Texten von Dr.
Hans-Jürgen Rach und Michael Otto,
Kurzbiografien der ausstellenden Künstler
© Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus der Gegenwart
e. V.,
Berlin 2008
Redaktion und Gestaltung: Bernd Krüerke und Dennis Molchen |
Auszüge aus dem Vorwort
von Christoph Wetzel und aus dem Text von Dr. Hans-Jürgen Rach
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So unterschiedlich, wie der Entstehungsort
von Gemälden und Skulpturen ist, kann auch deren Bildsprache sein.
Die hier ausgestellten Arbeiten entstanden oft aus völlig
gegensätzlichen Impulsen. Braucht der eine die sich ständig
verändernde, vibrierende Unruhe der großstädtischen Atmosphäre,
sucht der andere die kontemplative Stille unter dem hohen Himmel
Brandenburgischer Ländlichkeit. (...)
Ob der eine mit der Detailtreue eines Dokumentaristen abgelebte
Berliner Fassaden malt, ob Begegnungen mit Menschen in der Großstadt
zu Porträts auf Leinwand oder auf einem Sockel Gestalt annehmen,
oder ob der Blick durch die Windschutzscheibe die vorbeifliegenden
Alleenbäume zur Flucht in die Einsamkeit werden lassen, - es sind
letztlich immer Spuren gelebten Lebens. (...)
Christoph Wetzel, Vorsitzender des KSB
Berlin – ein Marktflecken zwischen Spandau und Köpenick
Das vorgegebene Motto der Ausstellung ist zwar gegenwartsbezogen,
regt aber auch zu Überlegungen über verschiedene historische Aspekte
an.
Die meisten Künstler indes denken wohl nur recht selten über die
erst allmählich gewachsenen Erscheinungsformen nach. Sie sehen diese
einfach als gegeben an.
Und die Mehrzahl der Historiker arbeitet sogar nur in
Ausnahmenfällen mit künstlerischen Mitteln.
Was die im Künstlersonderbund vereinten bildenden Künstler in
jüngster Vergangenheit bezüglich des Themas gesehen und erkannt
haben, wird in der Ausstellung auf der Beeskower Burg vom 29. Juni
bis 17. August und im vorliegenden Katalog deutlich.
Dr. Hans-Jürgen Rach
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Katalog zur
Ausstellung
»Gegenstand:REALISMUS«
Jubiläumsausstellung 20 Jahre Künstlersonderbund (2010)
144 Seiten mit zahlreichen farbigen Abbildungen ausgestellter Werke,
Beiträgen von Tobias Gall, Christoph Wetzel und Kurztexten
ausstellender Künstler,
Kurzbiografien der ausstellenden Künstler
Preis 15 € bei Selbstabholung während der
Geschäftszeit
zzgl. 1,40 € bei Bestellung
(Postversand)
© Künstlersonderbund in Deutschland 1990 – Realismus der Gegenwart
e. V., Berlin 2010
Redaktion: Michael Otto und Christoph Wetzel, Gestaltung: Michael
de Maizière unter Verwendung eines Bildausschnitts von Michael
Engelhardt |
Auszüge aus dem
Vorwort von Tobias Gall, Vorsitzender des KSB
und dem Text von Christoph Wetzel
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20 Jahre Künstlersonderbund in Deutschland
1990 e. V. - Realismus der Gegenwart in einem Jahr der 20.
Wiederkehr der Wiedervereinigung Deutschlands - keinesfalls eine
zahlenmäßige Zufälligkeit. Der Künstlersonderbund ist die erste
gesamtdeutsche Künstlervereinigung, der seit ihrer Gründung Künstler
aus beiden Teilen Deutschlands angehören. Der Gedanke des
Zusammenwachsens von Zusammengehörigem konnte im Künstlersonderbund
jedoch losgelöst von Strukturgefechten verfolgt werden; Nur der
materiellen Ausrichtung der künstlerischen Haltungen seiner
Mitglieder galt die Aufmerksamkeit des KSB. Welche Entwicklung die
gegenständliche, realistische Kunst der Mitglieder des
Künstlersonderbundes seit der Wiedervereinigung genommen hat, kann
der Ausstellung in den Uferhallen - am Gründungsort des
Künstlersonderbundes - in Berlin ebenso wie diesem Katalog
eindrucksvoll entnommen werden. (...)
Tobias Gall
Vorsitzender des Künstlersonderbundes in Deutschland 1990 e. V.
Von der Magie des Sichtbaren
Inmitten der Maßstablosigkeit einer längst nicht mehr überschaubaren
Kunstszenerie kämpft nunmehr schon zwanzig Jahre der nackte Mann im
Logo unseres Künstlersonderbundes in Deutschland mit der Hydra der
Beliebigkeit und modernistischen Narretei für ein »Maß in den
Dingen« (Horaz). Es ist nicht von ungefähr, dass dieser Sonderbund
von Realisten ausgerechnet in Berlin gegründet wurde. Einer Stadt,
die von jeher eine brisante Kunstszene aufzuweisen hatte. An der
Wende zum 20. Jahrhundert bildete sich hier der hochaufgeladene
Schauplatz kontroverser Kunstgattungen; Berlin zog eigenwillige
internationale Künstlerpersönlichkeiten in die Metropole. Die Namen
Bruno und Paul Cassirer sind durch ihr Gespür für neue künstlerische
Strömungen und ihr Engagement als Galeristen und Verleger nicht
wegzudenken.
Fast zeitgleich stellen akademische Künstler neben Impressionisten
und expressiven Realisten aus. Wenig später schockieren kubistische
und konstruktivistische Kunstwerke im heftigen Kontrapunkt zu den
Vertretern der »Neuen Sachlichkeit«. Jene hochproduktive und
stimulierende Ballung unterschiedlichster künstlerischer
Temperamente blieb nicht ohne Konflikte zwischen der Berliner
Sezession und den zugereisten »Brücke«-Künstlern. Max Liebermann
verweigerte ihnen kurzerhand eine Ausstellung. »Denn wie soll das
Übersinnliche ohne das Sinnliche begriffen werden«, argumentierte
er. Seine künstlerische Toleranz ist überfordert, er verteidigt den
Realismus. Mit diesem geschichtlichen Hintergrund eines künstlerisch
sich gegenseitig induzierenden Streitklimas standen die
Gründungsväter (und -mütter) unseres Künstlersonderbundes Manfred
Bluth (†), Johannes Grützke, Matthias Koeppel, Gisela Breitling,
Tremezza von Brentano und Ludmila Seefried-Matejkovä vor einer
wichtigen Entscheidung. Sie wollten mit ihrem Leitspruch »Est modus
in rebus« (Es ist ein Maß in den Dingen) sehr wohl eine bewusste
Abgrenzung zum Deutschen Künstlerbund und verstanden sich als
Sezession, wollten mit realistisch gegenständlicher Kunst eine
Lesbarkeit ihrer künstlerischen Botschaft vermitteln. Wohl wissend,
einer großen Tradition realistischer Berliner Kunst verpflichtet zu
sein. (...)
Christoph Wetzel
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Schriftenreihe
»Galerie« - Forum für Mitglieder und Freunde des
Künstlersonderbundes
Mit Beiträgen von Mitgliedern, Reden zu Ausstellungseröffnungen, Texten
von Kunsthistorikern, Briefen, Betrachtungen, Buchtipps.
Eine Zielsetzung des Vereins ist die bessere Kenntnis der Künstlerinnen und
Künstler untereinander
zu fördern. In diesem Sinne sollen diese Halbjahresschriften dazu beitragen,
schriftliche Zeugnisse
von Mitgliedern zu verbreiten, die für einen größeren Leserkreis interessant und
bereichernd sein können und über die vielleicht auch Dialog entsteht.
Informationen zum Inhalt der einzelnen Ausgaben beim Überfahren mit der Maus
Schriftenreihe Galerie – Redaktion: Reiner Schwarz,
Gestaltung: Elke Hoffmann
©
Künstlersonderbund in Deutschland
1990 – Realismus der Gegenwart e. V.,
Berlin 2002 ff. |
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